Alte Stempeluhr
Team Fundamensch

Team Fundamensch

Hier bloggen Pascal und Stephan, die Gründer von fundamensch. In unseren Artikeln wollen wir euch spannende Inputs zur neuen Arbeitswelt geben – wie immer rund um die Trends Arbeitswelt 4.0 und New Work.

Warum arbeiten wir eigentlich 40h?

Im Jahr 1930 hat der britische Ökonom John Maynard Keynes vorausgesagt[1], dass sich unser Lebensstandard in den nächsten hundert Jahren mindestens vervierfachen wird und wir deshalb im Jahre 2030 ungefähr 15h pro Woche arbeiten werden, sollten keine katastrophalen politischen Fehler gemacht werden. Das reale BIP pro Kopf als Mass für den Wohlstand ist in der Schweiz vom Jahr 1920 bis ins 2008 um den Faktor 4.7 gestiegen[2], von der 15h-Woche sind die meisten Menschen jedoch noch mindestens 25h weg. Klar, wir schreiben noch nicht das Jahr 2030, doch wird sich unsere Arbeitszeit in den nächsten acht Jahren tatsächlich um mehr als die Hälfte reduzieren?

Wir halten fest, der Wohlstand hat sich also vervielfacht, die Arbeitszeit ist jedoch bei weitem nicht im gleichen Masse gesunken – im Jahr 1930 wurden ungefähr 48h pro Woche gearbeitet[3], im Jahr 2020 betrug die wöchentliche Normalarbeitszeit bei Vollzeitarbeitnehmenden im Schnitt 41.8h[4]. Doch wer bestimmt eigentlich die wöchentliche Arbeitszeit?

Einerseits ist die Reduktion der Arbeitszeit seit jeher ein Anliegen von Gewerkschaften und ein politisches Thema. Trotzdem gab es auch Pioniere wie Henry Ford, welche die Arbeitszeiten freiwillig gesenkt haben und dies nicht aus Nächstenliebe. Ford hat erkannt, dass seine Mitarbeitenden ausgeruht besser arbeiten und dass sie auch Freizeit brauchen, wenn sie sein Auto kaufen sollten. So hat er zuerst den Achtstundentag eingeführt[5], später die Fünftagewoche[6] – im Jahr 1926 arbeiteten seine Angestellten also 40h pro Woche.

Warum arbeiten wir heute immer noch ungefähr gleich viel wie die Mitarbeitenden der Produktion in den Ford-Werken damals? Die Diskussion, wohin unsere Arbeitsleistung fliesst, wenn die Landwirtschaft sowie der gesamte produzierende Sektor laufend produktiver und effizienter geworden ist und so mit weniger Aufwand mehr Ertrag erzielt, lassen wir einmal beiseite und fokussieren uns auf die reine Arbeitszeit.

Ford hat die 40h-Woche eingeführt, weil er gemerkt hat, dass er mit dieser langfristig am meisten von seinen Arbeitnehmenden profitiert. Doch sind die von Ford als optimal erklärten Arbeitszeiten heute auch noch die Besten? Die Arbeit hat sich verändert, während Fords Mitarbeitende hauptsächlich mit ihren Händen arbeiteten, arbeiten heute immer mehr Menschen mit ihrem Kopf. Sind für diese Aufgaben 5x8h immer noch optimal? Diese Frage ist sehr schwierig zu beantworten, denn einerseits hatte Ford viele Werke zur Verfügung um Versuche durchzuführen, andererseits liess sich sein Output auch viel einfacher messen. Die Leistung von Wissensarbeitenden lässt sich viel weniger genau quantifizieren und vergleichen, Versuche, wie sie Ford damals durchgeführt hat, sind kaum möglich. Was dann? Sollen wir einfach weiterhin nach den für Fliessbandarbeit optimalen Bedingungen arbeiten? Oder welche Lösung gibt es dann?

Nun, hätten wir die Patentlösung für dieses Problem würden wir wohl keine solchen Blogs schreiben – oder zumindest von einem Liegestuhl am Strand aus 😉 Trotzdem machen wir uns natürlich Gedanken darüber, wie man diese Thematik in Zukunft angehen kann. Für uns ist klar: Wenn wir möchten, dass jeder Arbeitnehmende am effizientesten arbeitet, sind wir als Gesellschaft gefordert. Wir müssen die Einstellung «Zeit gleich Geld» hinter uns lassen und uns darauf einlassen, dass nicht alle Arbeitnehmenden gleich viele Stunden leisten müssen, um am meisten Ertrag zu erzielen. Irgendwann verschwindet der Begriff «Stunden Leisten» vielleicht sogar ganz, denn wenn jemand bei einem kühlen Getränk Abends im Gespräch mit Freunden die zündende Idee hat, leistet er in diesem Moment wahrscheinlich mehr als an manch anderem Arbeitstag. Wie siehst du das? Wie sieht für dich die ideale Arbeitszeit aus?

Arbeitszeiten als Dauerbrenner

Arbeitszeiten sind ein viel diskutiertes Thema, das fast alle Arbeitnehmenden beschäftigt. Was sind faire Arbeitszeiten? Ist es sinnvoll, dass verschiedene Berufsgruppen in einem Unternehmen unterschiedliche Soll-Arbeitszeiten haben? Wie können sich Arbeitnehmende am besten entfalten? Diese und noch viele weitere Fragen rund um Arbeitszeiten müssen sich Unternehmen heute stellen. Mit fundamensch beschäftigen wir uns ebenfalls ausführlich und interessiert mit Arbeitszeiten und unterstützen Unternehmen dabei, ihre individuellen Arbeitszeiten optimal zu gestalten.


[1] http://www.econ.yale.edu/smith/econ116a/keynes1.pdf
[2] https://dievolkswirtschaft.ch/content/uploads/2010/01/05D_Zuercher.pdf
[3] https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/013910/2015-01-21/
[4] https://www.bfs.admin.ch/bfs/de/home/statistiken/arbeit-erwerb/erwerbstaetigkeit-arbeitszeit/arbeitszeit/tatsaechliche-arbeitsstunden.html
[5] https://link.springer.com/chapter/10.1007/978-3-322-94650-8_9?noAccess=true
[6] https://mefics.org/henry-ford-begann-die-40-stunden-arbeitswoche-aber-der-grund-wird-sie-%C3%BCberraschen/

Bild: Ziko-C, CC BY-SA 3.0 https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0, via Wikimedia Commons

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Eine Antwort

  1. Vielen Dank für den spannenden Artikel mit den zugehörigen Quellen. Sind wir gespannt, wie es weitergeht und in ein paar Jahren aussieht.

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